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Wie verändert der Klimawandel unsere Reisen in Europa?

In den letzten Jahren haben immer mehr von uns festgestellt, dass das Reisen nicht mehr ganz so ist wie früher. Rekordheiße Sommer, unerwartete Überschwemmungen, Waldbrände, ausbleibender Schnee auf den alpinen Skipisten – all das betrifft nicht nur die Nachrichten, sondern beeinflusst auch unsere Reisepläne. Eine europäische Studie aus dem Jahr 2024 untersuchte, wie der Klimawandel die Zukunft des Tourismus beeinflusst und wie wir über Reiseziele, Sicherheit und Erlebnisse denken.

In der Studie analysierten die Forscher über 58.000 Online-Beiträge und 266.000 Gästebewertungen aus dem gesamten Jahr 2023 auf Plattformen wie Google, Booking oder Tripadvisor. Ziel war es, zu verstehen, was Menschen über den Klimawandel sagen, wenn sie über Reisen sprechen, und wie sich diese Meinungen auf die Wahrnehmung von Reisezielen auswirken.

Mehr Ängste, mehr Unsicherheiten

Die Ergebnisse zeigen, dass der Klimawandel inzwischen zu einem der kontroversesten Themen in Gesprächen über Reisen geworden ist. Wenn er zur Sprache kommt, wird die allgemeine Stimmung meist negativer. Die größte Sorge betrifft den Verlust des Sicherheitsgefühls: Werden wir sicher sein in der Nähe eines Waldbrandes? Wird die Hitze erträglich sein bei einer Stadtbesichtigung? Kann ein Programm wegen schlechter Luftqualität oder Regenfällen ausfallen?

Im Sommer 2023 beispielsweise lösten die verheerenden Brände auf der griechischen Insel Rhodos große Panik unter Reisenden aus. Ähnliche Auswirkungen hatten die langanhaltenden Hitzewellen und Dürren im Mittelmeerraum. Kein Wunder, dass laut der Studie insbesondere Griechenland, Italien und Spanien den größten Reputationsverlust erlitten – nicht, weil sie weniger schön wären, sondern weil extreme Wetterbedingungen die Sicherheit und das Erlebnis der Besucher direkt beeinträchtigten.

Mehr Ängste, mehr Unsicherheiten

Reisende passen sich an

Die Veränderungen werden jedoch nicht nur von Ängsten, sondern auch von Anpassungsstrategien begleitet. Viele erkennen, dass Reisen mitten im Sommer immer belastender wird, und entscheiden sich daher eher für die Vor- und Nachsaisonmonate. Eine Reise im September oder Oktober bietet heute vielerorts ein angenehmeres Erlebnis als eine Stadtbesichtigung in der sengenden Sommerhitze.

Zudem wächst das Interesse an nördlichen und bergigen Regionen: Skandinavien, Schottland, Finnland oder die albanischen Alpen werden immer attraktivere Alternativen für diejenigen, die der Hitze entfliehen möchten. Die Aufmerksamkeit der Reisenden verschiebt sich langsam von der klassischen Kombination „Strand und Sonne“ hin zu kühleren, aktiven Erlebnissen – Wandern, Naturerkundungen, Städtereisen bei angenehmerem Klima.

Reisende passen sich an

Was zählt wirklich bei der Wahl?

Die Studie bestätigt: Wenn wir uns für eine längere Reise entscheiden, bleibt der wichtigste Faktor weiterhin die Sicherheit. Danach folgen eine gute Verkehrs- und Tourismusinfrastruktur, die Vielfalt der Sehenswürdigkeiten und die Erschwinglichkeit. Das Wetter landete „nur“ auf Platz fünf – nicht, weil es weniger wichtig wäre, sondern weil die Auswirkungen des Klimawandels oft indirekt spürbar sind: Programme können ausfallen, Straßen unpassierbar werden oder Wasserknappheit die Dienstleistungen einschränken.

Es kommt also nicht darauf an, ob es ein bisschen regnet oder heiß ist, sondern darauf, ob die Reise als Erlebnis umsetzbar ist.

Was zählt wirklich bei der Wahl?

Reisen und Nachhaltigkeit: Gäste achten darauf

Ein besonders interessantes Ergebnis ist, dass Touristen immer häufiger über Nachhaltigkeit sprechen. Im Jahr 2023 gab es dreimal so viele Gästebeiträge zu umweltfreundlichem Verhalten wie im Jahr zuvor. Die häufigsten Themen waren:

  • die Vermeidung von Einwegplastik,

  • die Energieeffizienz,

  • die Nutzung lokaler Lebensmittel,

  • sowie grüne Verkehrsmittel.

Besonders bei Unterkünften achten Gäste darauf, da sie dort die meiste Zeit verbringen. Gleichzeitig gibt es auch viel Kritik: Viele Bewertungen bemängeln, dass Nachhaltigkeit oft nur ein Marketinginstrument ist, das nicht immer mit echter Qualität untermauert wird.

Gute Beispiele hingegen bringen einen starken Reputationsvorteil. Destinationen – vor allem in Nordeuropa –, die Nachhaltigkeit konsequent und sichtbar in ihren Alltag integrieren, erhalten positive Rückmeldungen.

Reisen und Nachhaltigkeit: Gäste achten darauf

Wohin steuert der europäische Tourismus?

Die Studie zeigt drei wichtige Zukunftstrends auf:

  • Veränderung der Saisonalität – Frühling und Herbst gewinnen gegenüber dem Sommerhoch zunehmend an Bedeutung.

  • Wandel touristischer Angebote – In Bergregionen wird Skifahren teilweise durch Wandern und Aktivtourismus ersetzt.

  • Aufwertung neuer Regionen – Orte, die aufgrund des Wetters bisher weniger beliebt waren, könnten attraktiver werden.

Die wichtigste Erkenntnis ist jedoch, dass der Klimawandel das Reiseerlebnis nicht unbedingt „wegnimmt“ – sondern verändert. Erfolgreich werden jene Destinationen sein, die Sicherheit bieten, flexibel auf Wetterherausforderungen reagieren und Nachhaltigkeit glaubwürdig umsetzen.

Wohin steuert der europäische Tourismus?

Was können wir als Reisende tun?

Auch wir Reisende sind Teil dieses Wandels. Mit bewussten Entscheidungen – wie Reisen außerhalb der Hauptsaison, der Wahl umweltfreundlicher Verkehrsmittel oder der Unterstützung lokaler Anbieter – können wir nicht nur unsere eigenen Erlebnisse verbessern, sondern auch dazu beitragen, dass der europäische Tourismus sich den Herausforderungen des Klimawandels anpasst.

Die Zukunft des Reisens bedeutet nicht unbedingt weniger Reisen – sondern klügeres, bewussteres und nachhaltigeres Entdecken.

Was können wir als Reisende tun?

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