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Auf den Spuren des Lucia-Tages: Hexengeschichten, Zauber und gesunder Menschenverstand – nachhaltige Winterausflüge

Der 13. Dezember, der Tag der Heiligen Lucia, ist einer der symbolträchtigsten Tage in der ungarischen Volkskultur: Er verbindet Licht und Dunkelheit, Verbote, Weissagungen, Fruchtbarkeitszauber und ja, auch die Figur der Hexe. Das Grün der Lucia-Weizen, die Legende vom Lucia-Stuhl oder das „Kotyolás“-Ritual erzählen alle davon, wie unsere Vorfahren versuchten, die dunkelste Zeit des Jahres mit gemeinschaftlichen Ritualen, spielerischen (manchmal furchteinflößenden) Geschichten und praktischen Schutzbräuchen zu bewältigen.

Aus der Perspektive des nachhaltigen Tourismus ist der Tag der Heiligen Lucia ein besonders dankbares Thema: Er bietet auch in der kalten Jahreszeit eine Reiseinspiration mit geringer Belastung und lenkt die Aufmerksamkeit weg von „Sensationen“ hin zum lokalen Erbe, zu Museen und Erzählungen. Die folgenden drei Orte bieten genau das: kulturelle Erlebnisse, die gleichzeitig das lokale Gemeinschaftsgedächtnis und verantwortungsbewusstes Reisen in der Wintersaison stärken.

Tokaj-Hegyalja: Wo man sagte, „Hexen gibt es nicht“ – und wo die Geschichten dennoch weiterleben (Ungarn)

Tokaj-Hegyalja (die historische Kulturlandschaft des Tokajer Weinbaugebiets) ist ein UNESCO-Weltkulturerbe: Die Kombination aus Landnutzung, Weinkultur und Siedlungen stellt ein Erbe dar, dessen Erhalt von vornherein auf langfristiges Denken ausgerichtet ist.

Tarcal: ein Satz, der heute eine touristische Geschichte wurde

Die lokale Erzählung verbindet Tarcal mit einem ikonischen, mittelalterlichen Satz: Die berühmte Verfügung von König Koloman („über Hexen... da es solche nicht gibt...“) wird mit dem Ort in Verbindung gebracht. Diese Botschaft „Hexen gibt es nicht“ erscheint heute in der touristischen Kommunikation von Tarcal als kreativer, lockerer, aber dennoch historischer Bezugspunkt.

Aus nachhaltiger Sicht lässt sich Tarcal „gut“ erzählen: Nicht durch Übertreibung des Mystischen, sondern durch die kluge Dualität, dass gruselige Mythen von Vernunft, Lokalgeschichte und kultureller Landschaft eingerahmt werden. Dies hilft auch, dass Besucher nicht zur „Hexenjagd“ kommen, sondern um zu verstehen, zu lernen und sich zu verbinden.

Bodrogkeresztúr: der „Gefängnis“-Ort des Keresztúri Kincsestár und Hexengeschichten

In Bodrogkeresztúr ist eines der stärksten Elemente des Keresztúri Kincsestár die Erzählungen rund um den „Gefängnis“-Ort. Die lokale Beschreibung hebt hervor, dass im Alltag des Ortes nicht nur „irdische“ Verbrechen Angst einflößten: „mystische, unterweltliche Geschichten“ machten die Runde, und „unglaublich viele Märchen und Geschichten über die Hexen des Dorfes“ entstanden, über Flüche, Milchzauber und sogar über die Erkennungs-Geschichten, die mit dem Lucia-Stuhl verbunden sind.

Hier ist der Tag der Heiligen Lucia kein abstrakter Folklore-Aspekt, sondern Teil der Mikrogeschichte der lokalen Gemeinschaft: Geschichten wie „wie man eine Hexe erkannte“ zeigen genau, wie das Gedächtnis, die Ängste und der Humor einer Gemeinschaft gleichzeitig funktionieren. Aus der Perspektive des nachhaltigen Tourismus ist dies ein typisches „kleinskaliges Erlebnis mit hohem Mehrwert“: Es erfordert keine aufwendige Infrastruktur, ist aber dennoch stark und basiert auf lokalen Inhalten.

Tokaj-Hegyalja: Wo man sagte, „Hexen gibt es nicht“ – und wo die Geschichten dennoch weiterleben (Ungarn)

Szarvas: Tessedik Sámuel Museum – „Hexentourismus“ in der Ausstellung (Ungarn)

Im Tessedik Sámuel Museum in Szarvas wird das Thema Hexerei zu einem Ausstellungserlebnis. Die Ausstellung „Hexentourismus“ des Museums nimmt die Besucher mit „in die Welt der Hexen“ und nutzt dabei moderne, interaktive Mittel: digital blätterbare Inhalte, Videos, VR-Erlebnisse sowie ein Spiel, in dem die Wechselwirkungen von „Flüchen“ und „Heilungen“ ausprobiert werden können.

Ein starker Nachhaltigkeits- (und Bildungs-) Bezug der Ausstellung ist die Perspektive von Tessedik Sámuel: Die Präsentation betont, dass Tessedik im 18. Jahrhundert Aberglauben als Hindernis für die Verbreitung naturwissenschaftlichen Denkens betrachtete und die Welt der Mythen auch als gesellschaftlich-ökonomische Frage sah. Der museale Rahmen hilft so, die Figur der „Hexe“ nicht nur als Mystik, sondern als Teil der historischen Denk- und Mentalitätsgeschichte zu verstehen.

Nachhaltiger Tipp: Als Museumsprogramm ist dies ein ideales Winterziel – ganzjährig, wetterunabhängig, unterstützt lokale Institutionen und basiert auf Wissen und Interpretation als Besuchererlebnis.

Szarvas: Tessedik Sámuel Museum – „Hexentourismus“ in der Ausstellung (Ungarn)

Ribe, Dänemark – HEX! Museum of Witch Hunt: als Menschen sich voreinander fürchteten

In Ribe, Dänemark, zeigt das HEX! Museum of Witch Hunt die sozialen Mechanismen der Hexenverfolgungen im 16.–17. Jahrhundert: wie aus Angst Verdacht wird, aus Verdacht Anklage und aus Anklage irreversible Konsequenzen. Die Präsentation des Museums hebt hervor, dass Ribe eines der zentralen Zentren der dänischen Hexenprozesse war und die Straßen rund um das Museum den Hintergrund für den berühmtesten dänischen Fall, den Prozess gegen Maren Spliids, bildeten, die 1641 als Hexe verbrannt wurde.

Als Parallele zum Lucia-Tag ist dieser Ort besonders eindrucksvoll: Während die Volksüberlieferung oft „Erkennungstechniken“ (wie den Lucia-Stuhl) erzählt, konzentriert sich das HEX darauf, was passiert, wenn der Wunsch nach Erkennung zu einer institutionalisierten Macht wird. Der Besuch ist somit kein „Gruseln“, sondern verantwortungsvolles Erinnern und Lernen.

Nachhaltiger Tipp: Ribe’s historisches Stadtgefüge und der museale Fokus unterstützen langsames, fußläufiges Sightseeing mit geringer Belastung und hohem kulturellen Mehrwert.

Bild: © Sydvestjyske Museer  Photo: Gitte Lindeborg

Ribe, Dänemark – HEX! Museum of Witch Hunt: als Menschen sich voreinander fürchteten

Zugarramurdi, Spanien (Navarra) – Höhle und Hexenmuseum, Natur und Mythos auf einer Route

Zugarramurdi ist ein gutes internationales Beispiel, da das „hexenhafte“ Thema hier sowohl mit der Landschaft als auch mit einer Ausstellung verknüpft ist. Die offizielle Tourismus-Website behandelt die Cueva de Zugarramurdi-Höhle und das Museo de las Brujas (Hexenmuseum) als zwei Hauptattraktionen, die besucht werden können, sodass Besucher an einem Ort sowohl ein Naturerlebnis als auch einen interpretativen kulturellen Rahmen erhalten.

Laut der Museumsbeschreibung geht die Erzählung über das Wort „Hexe“ hinaus: Mythologische Figuren, Heilpflanzen, Volksmedizin und Rituale werden ebenfalls thematisiert, sodass das Thema als Teil des lokalen kulturellen Ökosystems präsentiert wird. Darüber hinaus empfiehlt die touristische Kommunikation Navarras ausdrücklich langsame, kombinierbare Routen in der Region (Höhlen und Waldspaziergänge), was ideal für nachhaltige Programmplanung ist.

Nachhaltiger Tipp: Der Ort funktioniert verantwortungsvoll, wenn der Höhlenbesuch bewusst mit der musealen Interpretation kombiniert wird und beim Wandern die ausgewiesenen Wege und belastungsreduzierenden Lösungen im Vordergrund stehen.

Bildquelle: Visitnavarra.es

Zugarramurdi, Spanien (Navarra) – Höhle und Hexenmuseum, Natur und Mythos auf einer Route

Lancashire, Vereinigtes Königreich – „On the Trail of the Pendle Witches“: eine Geschichte, die man in einer Landschaft erleben kann

Die Geschichte der Pendle-Hexen (1612) ist eine der bekanntesten Erzählungen des Kulturerbes von Lancashire, auf der ein erlebnisorientierter Besucherpfad basiert. Die Empfehlung von Visit Lancashire bietet eine „spurorientierte“ Logik: Die Tour beginnt im Pendle Heritage Centre und folgt den Wegen der Protagonisten der Geschichte durch das Ribble Valley bis nach Lancaster Castle, wo der Prozess stattfand.

Das Pendle Heritage Centre ist jedoch nicht nur ein „Ausgangspunkt“, sondern eine eigenständige, nachhaltige Attraktion: ein Museum und Besucherzentrum, das die Geschichte der Pendle-Hexen als lokales Erbe interpretiert und den Besuch mit Garten, kurzen Spaziergängen und einem Teeraum ergänzt – ein leicht organisierbares, niedrig belastendes, mehrstündiges „langsames Erlebnis“.

Nachhaltiger Tipp: Solche Erbe-Routen sind dann glaubwürdig und verantwortungsvoll, wenn die Geschichte nicht als „Attraktion“, sondern als Lehre präsentiert wird und der Besuch lokale Anbieter, lokale Institutionen und Fußentdeckungen fördert.

Bild: https://www.visitlancashire.com/things-to-do/the-lancashire-witches

Lancashire, Vereinigtes Königreich – „On the Trail of the Pendle Witches“: eine Geschichte, die man in einer Landschaft erleben kann

Wie wir am Tag der Heiligen Lucia an der Grenze zwischen Licht und Dunkelheit stehen, führen uns diese Orte an die Grenze zwischen Vergangenheit und Gegenwart: Sie zeigen, wie Hexengeschichten entstanden, welchen Zweck sie im Leben der Gemeinschaften erfüllten und was wir heute daraus lernen können. Tarcal’s nüchterne Botschaft, die Geschichten von Bodrogkeresztúr, die museale Interpretation in Szarvas und die internationalen Beispiele laden uns alle dazu ein, aus Legenden keine Sensationen, sondern Verständnis zu schaffen. Wenn wir langsamer reisen, auf lokale Erzähler und Institutionen achten und respektvoll mit den Lehren des „dunklen Erbes“ umgehen, wird der Winterausflug nicht nur ein Erlebnis, sondern eine wertschöpfende, nachhaltige Begegnung mit einer Landschaft, einer Gemeinschaft und unserem eigenen kulturellen Gedächtnis.

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